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One Health: Exzellente Forschung braucht die Zusammenarbeit mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst

Zoonosensymposium 2015: Die Gesundheit von Menschen und Tieren ist untrennbar verknüpft

Drei Patienten versterben an einer Gehirnentzündung, die Ärzte finden keine Ursache. Erst als auffällt, dass alle drei exotische Bunthörnchen gezüchtet hatten, finden Veterinärmediziner in den Tieren ein neues Virus – das dann rückblickend auch in den Patientenproben der Verstorbenen nachgewiesen werden kann. „Hier haben sich auf ideale Weise Humanmediziner, Veterinäre und Biologen miteinander verbunden. Nur so konnten wir das Virus entdecken“, sagte Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit (Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin) in seinem Vortrag am zweiten Tag des Nationalen Symposiums für Zoonosenforschung in Berlin.

„Für Szenarien mit neuen Erregern gibt es noch viele andere Beispiele, denn die natürliche Grenze zwischen Menschen und exotischen wilden Tieren, die es früher gab, wird immer mehr durchbrochen“, so Schmidt-Chanasit. „Jetzt müssen wir noch stärker mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst zusammenarbeiten – nur in der Zusammenarbeit erreicht man eine Stufe, die wirklich exzellente Forschung ermöglicht, insbesondere im Bereich der neu auftretenden Erreger in Deutschland“.

Drosten
Prof. Dr. Christian Drosten (Universität Bonn)

Mit ähnlich intensiver Kooperation auf internationaler Ebene konnten Forscher jüngst auch zeigen, dass das Middle East respiratory syndrome coronavirus (MERS), das beim Menschen SARS-ähnliche Symptome auslöst, eine klassische Zoonose ist: „Die Infektion wird überwiegend vom Tier auf den Menschen übertragen, die befürchtete Übertragbarkeit zwischen Menschen findet nur sehr limitiert statt“, so Prof. Dr. Christian Drosten (Universität Bonn). „Die vorhandenen Daten zeigen, dass Menschen in der Region schon seit Jahrzehnten mit dem Virus konfrontiert sind“ – eine wichtige Erkenntnis, nicht zuletzt auch für den Öffentlichen Gesundheitsdienst.

Die Gesundheit von Menschen und Tieren ist untrennbar verknüpft

Stephan Ludwig
Prof. Dr. Stephan Ludwig
(Universität Münster)

60 bis 70 Prozent aller beim Menschen neu auftretenden Infektionskrankheiten stammen ursprünglich von Tieren. Die Gesundheit von Menschen und Tieren ist untrennbar verknüpft, die Gesundheit von Bevölkerungen kann nur mit einem umfassenden und interdisziplinären Ansatz gesichert werden: One Health.

Mit diesem Ansatz ist die Nationale Forschungsplattform für Zoonosenforschung seit ihrer Gründung 2009 schon gut vorangekommen. Sie hat Wissenschaftler, Behörden- und Ministeriumsvertreter und viele mehr über die klassischen Ressorts von Human- und Veterinärgesundheit hinweg zusammengebracht. „Dass wir das Symposium in diesem Jahr gemeinsam mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst durchführen, wird dazu beitragen, die wissenschaftlichen Ergebnisse in die Praxis zu bringen und relevante praktische Fragen in die Forschung zu tragen“, so Prof. Dr. Stephan Ludwig (Universität Münster), einer der drei Leiter der Zoonosenplattform.

Feuerwehr-Fonds: Das Unerwartete erwarten

Neu auftretende Zoonosen sind nicht vorhersehbar. Die Teilnehmer des Symposiums griffen deshalb in den Diskussionen eine Idee wieder auf, die bereits 2009 im Zusammenhang mit dem pandemischen H1N1-Virus („Schweinegrippe“) in der Zoonosenplattform diskutiert worden war: Die Regierung sollte einen Fonds einrichten, aus dem bei bevölkerungsrelevanten Krankheitsausbrüchen durch neue zoonotische Erreger schnell Mittel bereitgestellt werden könnten. Die Wissenschaft ist in der Situation gefordert, ganz akut an dem jeweiligen Thema zu forschen, während der Öffentliche Gesundheitsdienst nicht nur Fragen und Prioritäten in die Forschung einbringen kann, sondern insbesondere auch Unterstützung braucht – beispielsweise Fortbildungen –, um die Gefahr beurteilen und bestmögliche Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung entwickeln zu können.

 

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