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Perspektiven für die Zoonosenforschung in Deutschland – Schubladendenken überwinden

Podiumsdiskussion mit Wissenschaft und Politik zur zukünftigen Ausrichtung der Zoonosenforschung in Deutschland

 

Das Podium der Diskussionsrunde der Zoonosenplattform im Berliner Futurium (v.l.n.r. Stephan Ludwig (stehend), Kirsten Tackman, Sybille Benning, Veronika von Messling, Kai Kupferschmidt, Svenja Schulze, Christian Drosten) Foto: Wiebke Peitz

Rund 75 Prozent aller neu auftretenden Infektionskrankheiten beim Menschen haben ihren Ursprung im Tierreich [1]. Die aktuelle Coronavirus-Pandemie zeigt auf eindrückliche Art und Weise die Konsequenzen für die Gesellschaft, wenn ein Erreger aus dem Tierreich auf den Menschen übergeht. Eine gezielte Investition in die Erforschung von Zoonosen erscheint vor diesem Hintergrund folgerichtig, um für die Prävention und die Bekämpfung von Zoonosen bestmöglich aufgestellt zu sein.

Vor diesem Hintergrund lud die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen (kurz Zoonosenplattform) am 16.09.2020 zu einem Diskussionsabend ein, um über die zukünftige Ausrichtung der Zoonosenforschung in Deutschland zu diskutieren. Die wissenschaftliche Expertise brachte Prof. Dr. Christian Drosten, Virologe der Charité – Universitätsmedizin Berlin, in die Runde ein. Er erklärte, auf Nachfrage von Prof. Dr. Karl Lauterbach, dass die zunehmende Vernetzung in unserer Welt und die anwachsende Populationsdichte das pandemische Gefahrenpotential einer Zoonose erhöht. Die Bundesumweltministerin Svenja Schulze betonte den Zusammenhang der menschlichen Gesundheit mit der Umwelt. Der Erhalt der Biodiversität und naturbelassener Rückzugsräume seien wichtige Komponenten, die es in Hinblick auf Zoonosenprävention zu beachten gelte.

S. Schulze und C. Drosten

Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Virologe Prof. Dr. Christian Drosten in der Diskussionsrunde zum Thema "Zoonosen als globale Herausforderung" (Foto: Wiebke Peitz)

Um dieser komplexen Problematik begegnen zu können, bedürfe es interdisziplinärer Zoonosenforschung und einer nachhaltigen Förderung junger Forschender bekräftigte Sybille Benning, stellvertretende Vorsitzende im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages.

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Prof. Dr. Veronika von Messling (BMBF), Foto: Wiebke Peitz

Prof. Dr. Veronika von Messling, Abteilungsleiterin der Abteilung 6 „Lebenswissenschaften“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), verdeutlichte, dass Investitionen in die Forschung immer eine Investition in die Zukunft seien. Geschützte Räume wie die Zoonosenplattform böten die Möglichkeit, interdisziplinäre Ansätze zu erforschen, für die es sonst keine Förderquelle gebe. Eine starke Forschungscommunity und Strukturen wie die Zoonosenplattform hätten in Deutschland die Rahmenbedingungen dafür geschaffen, dass man in der Forschung schnell, durch die rasche Bereitstellung von Geldern, auf die Krise reagieren konnte.

Dr. Kirsten Tackmann, Agrarpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, appellierte daran, das Denken in Schubladen in der Forschung zu überwinden, und warb für mehr Kooperation statt Wettbewerb in der Wissenschaft. Zudem müsse man zurück zur präventiven Forschung, statt erst zu handeln, wenn es zu spät sei. Eine institutionalisierte Zusammenarbeit sei hier wichtige Voraussetzung, um die notwendigen Räume für die interdisziplinäre Forschung zu schaffen.

 

v.l.n.r. Dr. Kirsten Tackmann (MdB) und Sybille Benning (MdB), Foto: Wiebke Peitz

Die Diskussionsrunde bestärkte die Wichtigkeit interdisziplinärer Zoonosenforschung, um die komplexen Zusammenhänge der menschlichen Gesundheit erfassen zu können. Dies kann nur mit einer Vernetzung der beteiligten Disziplinen und starker Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses erreicht werden. Im internationalen Vergleich habe sich in der aktuellen Coronavirus-Pandemie gezeigt, dass Deutschland mit seinen bestehenden Strukturen bereits sehr gut aufgestellt ist. Diese Strukturen müssen in Zukunft erhalten und weiter ausgebaut werden, damit durch sie der Dialog zwischen Forschungsdisziplinen, Öffentlichem Gesundheitsdienst und Politik gestärkt und ausgeweitet wird. Nur so könne man zukünftig präventiv agieren und nicht, wie bisher erst „aus dem Schmerz heraus lernen“, wie Frau Dr. Tackmann es formulierte.

Abgerundet wurde die Diskussionsrunde mit einem Vortrag von Prof. Dr. Dirk Pfeiffer, der sich mit der Notwendigkeit von One Health Ansätzen und der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik beschäftigte. Da Prof. Pfeiffer aufgrund der Coronavirus Pandemie leider nicht aus Hong Kong anreisen konnte, wurde sein Vortrag im Vorfeld zur Veranstaltung aufgezeichnet.

 

Hier können Sie sich die komplette Aufzeichnung der Diskussionsrunde ansehen.

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