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Talking about Science

Wissenschaftskommunikation hat über die letzten Jahre an Bedeutung gewonnen. Eine Entwicklung, welche durch die COVID-19 Pandemie noch einmal zusätzlich befeuert wurde. Daher widmete sich die Spring School 2023 der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen am 18. April in Hannover diesem Thema. Unter dem Titel „Talking about Zoonoses – how to communicate science“ kamen junge Wissenschaftler:innen aus der Zoonosenplattform zu einem eintägigen Workshop in Hannover zusammen um über verschiedene Formen der Wissenschaftskommunikation zu sprechen, Nach- und Vorteile zu erarbeiten und Erfahrungen auszutauschen.

Zunehmende Bedeutung der Wissenschaftskommunikation

Der Arbeitsalltag junger Wissenschaftler:innen ist in den meisten Fällen bereits gut gefüllt. Hinzu kommt ein hoher Zeitdruck durch kurze Projektlaufzeiten und befristete Arbeitsverträge. Hier noch Zeit für die Kommunikation der eigenen Forschung aufzubringen, scheint vielen als ein zu großer Aufwand. Doch insbesondere die Coronapandemie hat gezeigt, wie wertvoll kommunizierende Wissenschaftler:innen sein können. Mittlerweile ist die Wissenschaftskommunikation (hier definiert als die Kommunikation über Wissenschaft, wissenschaftliche Arbeit oder deren Ergebnisse, siehe [1]) sogar teilweise eine Bedingung für Forschungsförderungen. Hinzu kommt die rasante Entwicklung von Kommunikationsformen im digitalen Zeitalter. Der wissenschaftliche Nachwuchs kommt daher nur noch schwer um das Thema herum, auch wenn es um die eigene Karriereentwicklung geht.

SpringSchool_HannoverAbb. 1: Alles bereit! Die Spring School fand 2023 über den Dächern Hannovers statt.

Dass die strategische Bedeutung der Wissenschaftskommunikation für die eigene Karriere vielen der Teilnehmenden bereits bewusst war, zeigte eine kurze Umfrage zu Beginn des Workshops, welche sich mit den individuellen Einstellungen („mental models“) zur Wissenschaftskommunikation befasste. Viele waren der Meinung, dass strategische Kommunikation dazu beitragen kann, Förderungen einzuwerben und die eigene Karriere positiv zu beeinflussen. Eine Einstellung, die laut einer Studie von Kessler et. al. [2] insbesondere unter Wissenschaftlerinnen und Personen in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen weit verbreitet ist. Weitere Beweggründe für die Wissenschaftskommunikation können der Wunsch sein, die Öffentlichkeit zu informieren oder in den direkten Austausch mit der Öffentlichkeit zu treten [2].

Auswirkungen der Digitalisierung

Über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Wissenschaftskommunikation und akademische Bildung sprach Dr. Clemens Blümel (Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung). Er erörterte, dass die Digitalisierung die Wissenschaftskommunikation verändert habe. Vorher wurden meist nur Ergebnisse kommuniziert, während mittlerweile alle Stadien des Forschungszyklus, von der Planung über die Ausführung bis hin zu den Auswirkungen, Teil der Kommunikation seien. Die Vielzahl an verschiedenen Kommunikationsplattformen erleichtere Wissenschaftler:innen die Auswahl nicht unbedingt. Dr. Blümel sprach hier von einer „Plattformisierung der Wissenschaft“. Dabei sei es wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass die Funktionsweise einer gewählten Plattform die Kommunikation beeinflusst und dass viele Plattformen nicht primär die Interaktion, sondern vielmehr die Verbreitung von Inhalten fördern. Bei der Auswahl des Kommunikationsmediums sollte man sich daher bewusst sein, wie es aufgebaut ist und wie es funktioniert.

Wissenschaftler:innen auf Twitter

Über seine persönlichen Erfahrungen als kommunizierender Wissenschaftler auf Twitter berichtete Dr. Alexander Schäfer, PostDoc am Friedrich-Loeffler-Institut. Mit seinem Twitteraccount @Immuno_Alex konnte er mehr als 1000 Follower gewinnen. In seinen Augen sei Twitter geeignet, um auf dem neusten Stand der Forschung zu bleiben, die eigene Forschung sichtbarer zu machen, Netzwerke aufzubauen, sich aktiv in Diskussionen einzubringen und sich für Themen, die man wichtig findet, zu engagieren. Dabei könne man über seinen eigenen Twitter-Account die eigenen Arbeiten teilen oder die von Kolleg:innen, aber auch Fragen an seine Follower richten. Die Sprache sollte sich dabei immer an der entsprechenden Zielgruppe orientieren. Dr. Schäfer gab den Zuhörenden Tipps, wie sie mit ihrem eigenen Twitter-Kanal starten können. In seinen Augen sei es den Zeitaufwand wert, da man so die Reichweite seiner eigenen Forschung steigern könne. Man sollte sich jedoch auch immer kontroverser Themen bewusst sein. Als Alternative zu Twitter nannte Dr. Schäfer Mastodon oder Post.

Ein Format, dass Forschenden eine höhere Reichweite über Twitter ermöglichen soll, ist Real Scientist DE (@realsci_DE). Dessen Mitbegründer, Dr. Jens Foell, startete zunächst selber als Wissenschaftler, bevor er sich vollkommen der Wissenschaftskommunikation zuwendete und mittlerweile Formate wie maiLab oder MaiThinkX mitgestaltet. Die Idee hinter Real Scientist ist es, Forschenden eine Bühne zu geben, auf der sie ihre eigene Arbeit für einen bestimmten Zeitraum einem breiten Publikum präsentieren können. In seinen Auge habe die direkte Kommunikation von Wissenschaftler:innen über Twitter den Vorteil, dass sich ein direkter Kommunikationsweg zwischen Forschung und Öffentlichkeit auftue. Zudem könnten das Vertrauen in die Wissenschaft gestärkt und auch neue Perspektiven für die Forschenden eröffnet werden. Auf der anderen Seite werde man teilweise mit wissenschaftsfeindlichen Ressentiments und Trollen konfrontiert, was eine sehr herausfordernde Erfahrung sein könne. Aus seinen Jahren in der Wissenschaftskommunikation habe er gelernt, dass man sich bei seiner Kommunikation auf Methoden fokussieren sollte und dass es sehr wichtig sei, eine klare und erkennbare Linie zwischen Fakten und der eigenen Meinung zu ziehen.

Vor- und Nachteile der Sozialen Medien

In den interaktiven Gruppenarbeiten erarbeiteten die Teilnehmenden Vor- und Nachteile von Sozialen Medien (Twitter, Instagram, Podcasts,...) für die Wissenschaftskommunikation und diskutierten diese anschließend in der großen Runde (siehe Tabelle 1). Als Vorteile wurden unter anderem die leichte Handhabung, die Reichweite und die Möglichkeiten zum (internationalen) Austausch genannt. Als Nachteile waren vor allem die mangelnde Qualitätskontrolle, die schnelle Verbreitung von Misinformationen und emotional geführte Debatten Thema. Bei einem anschließenden Brainstorming sammelten die Teilnehmenden zahlreiche Vorteile, welche die Wissenschaftskommunikation für Forschende selber, aber auch für den Arbeitgeber, die Forschung an sich und die Gesellschaft haben kann (Abb. 2).

 

Tab.1: In den Gruppenarbeiten erarbeitete Vor- und Nachteile von Sozialen Medien für die Wissenschaftskommunikation.

ProCon_SocialMedia

Pro_ScienceCom

Abb. 2: Potentielle Vorteile von Wissenschaftskommunikation für die verschiedenen Akteure.

Beratung und Unterstützung durch Pressestellen  

Dass hier einige Argumente zusammenkamen, freute auch Josef Zens, Leiter Kommunikation und Medien am Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum. In seiner Position könne er es nur begrüßen, wenn sich Wissenschaftler:innen fürs Kommunizieren entscheiden würden, insbesondere auch um unseriösen Stimmen nicht das Feld zu überlassen. Er teilte einige Beobachtungen, die er in seinen langjährigen Erfahrungen in der Wissenschaftskommunikation gemacht hat, mit den Anwesenden. Dazu gehörte die Zunahme an kontrovers diskutierten Themen, die Polarisierung öffentlicher Debatten, sowie die zunehmende Komplexität der Medienlandschaft. Anschließend diskutierte er diese Beobachtungen mit den Teilnehmenden des Workshops und gab einige wertvolle Tipps für den eigenen Einstieg in die Wissenschaftskommunikation. In diesem Zusammenhang wies er auch noch einmal auf die Rolle der Pressestellen hin, die junge Wissenschaftler:innen bei ihrer Wissenschaftskommunikation begleiten und unterstützen können.

Der Workshop zeigte die Bedeutung der Wissenschaftskommunikation für die Gesellschaft aber auch für die Forschung und Forschenden selber. Die Veränderungen durch die Digitalisierung und die Sozialen Medien haben die Möglichkeiten zur Kommunikation erweitert, jedoch auch die Informationsflut, die Qualität von Inhalten und die Geschwindigkeit verändert. Insbesondere für junge Wissenschaftler:innen ist es daher wertvoll, wenn sie sich frühzeitig mit der Thematik auseinander setzten und ggf. auch erste eigenen Erfahrungen sammeln können. Die Spring School 2023 konnte diesen Bedarf erfolgreich adressieren und interessante Diskussionen zum Thema in der Nachwuchscommunity anstoßen.

Text: Dr. Dana A. Thal

Weiterführende Links:

Science Media Center

Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik)

Nachbericht Workshop „Herausforderung Wissenschaftskommunikation“

Quellen:

[1] Schäfer, Mike S; Kessler, Sabrina Heike; Fähnrich, Birte (2019). Analyzing science communication through the lens of communication science: reviewing the empirical evidence. In: Leßmöllmann, Annette; Dascal, Marcelo; Gloning, Thomas. Science communication. Berlin: De Gruyter, 77-104.

[2] Kessler, S. H., Schäfer, M. S., Johann, D., & Rauhut, H. (2022). Mapping mental models of science communication: How academics in Germany, Austria and Switzerland understand and practice science communication. Public Understanding of Science, 31(6), 711–731

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