Direkt zum Inhalt
  • 0
  • 1

7 Fragen an ...

© Prof. Dr. Asisa Volz

7 Fragen an … Prof. Dr. Asisa Volz

Asisa Volz sucht Impfstoffe - etwa gegen die durch SARS-CoV-2 ausgelöste neue Lungenkrankheit COVID-19. Am Institut für Virologie am Zentrum für Infektionsmedizin an der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreibt sie Grundlagenforschung am Zika-Virus. Sie leitet die vom Bundesforschungsministerium geförderte Nachwuchsgruppe ZOOVAC – und ist damit Teil des „Forschungsnetz Zoonotische Infektionskrankheiten“. Asisa Volz will schneller sein als die Erreger.

 

Sie forschen am Zika-Virus – und bezeichnen es als Modellvirus. Auch für Coronaviren. Was bedeutet das? 

Anhand des Zika-Virus kann man verschiedene virologische Fragestellungen untersuchen: Was passiert im Organismus im Fall einer Infektion? Wie schützt sich der Körper gegen eine Infektion? Wie arbeitet er dagegen an? Das ist insofern wichtig, weil das Zikafieber einerseits eine Zoonose ist, wie viele andere Infektionskrankheiten auch. Andererseits aber auch ein plötzlich auftretender Krankheitserreger. Das Virus ist für die Forschung insofern ideal, da wir es mithilfe der Maus am lebenden Organismus untersuchen und dort letztlich auch Impfstoffe entwickeln können. Für eine schnelle Überprüfung der Impfwirkung ist das ganz entscheidend. Ein Modellvirus ist das Zika-Virus auch insofern, da es zu unterschiedlichen Krankheitsbildern kommt, nämlich zu neurologischen Symptomen, zu Schädigung des Fötus während der Trächtigkeit oder zu grippeähnlichen Symptomen.

 

Wie läuft die Suche nach Impfstoffen genau ab?

Wir arbeiten mit einem Impfstoff der ursprünglich gegen Pocken entwickelt wurde, heute aber in der Forschung zur Entwicklung neuer Impfstoffe gegen verschiedenste Infektionserreger eingesetzt wird, dem sogenannten Modifizierten Vacciniavirus Ankara (MVA). Dazu schleusen wir mittels molekularbiologischer Methoden die genetische Information der entsprechenden Infektionserreger in das MVA-Genom ein. Wenn wir diesen neuen Impfstoff an der Maus untersuchen, können wir die hervorgerufene Immunantwort und Schutzwirkung studieren - und daraus einschätzen, ob es sich lohnt, diesen Wirkstoff näher zu untersuchen. Je nach dem welches Antigen in MVA eingefügt wird, kann man eine Immunreaktion gegen diese  Krankheitsbilder hervorrufen.

 

Warum breitete sich Zika 2015 so schnell aus?

Hauptursache für die extrem schnelle Ausbreitung von Viren ist immer eine naive Bevölkerung, das bedeutet, dass Menschen nicht immun sind und eine Erkrankung dieser Art noch nicht erlebt haben. Das ist jetzt beim neuen Coronavirus SARS-CoV-2 der Fall, genauso war es aber auch beim Zika-Virus in Südamerika. Die genauen Hintergründe des plötzlichen Auftretens von Zika-Virus-Infektionen beim Menschen sind bisher noch nicht bekannt, aber man kann davon ausgehen, dass eine erhöhte Reisetätigkeit der Auslöser war. Immerhin gab es kurz davor und danach sowohl die Fußball-WM, als auch die Olympischen Sommerspiele. Mit den Menschen sind vermutlich auch Moskitos eingereist, die Zika-positiv waren. Folglich kam es zur Durchseuchung der dort ansässigen Moskitos, die wiederum für die Übertragung auf den Menschen wichtig waren. Wichtig war auch, dass die Gelbfiebermücke, auch Ägyptische Tigermücke genannt, natürlich in Südamerika vorkommt.

 

Kann man vom Zika-Ausbruch für andere Epidemien lernen?

Prinzipiell ja, zumindest für die Impfstoffentwicklung. Ist das MVA-Vorgehen von der Generierung über die klinische Erprobung bis hin zur finalen Impfstoffzulassung etabliert, dann könnte auf dieser Basis bei ähnlichen Krankheitserregern eine weitere Impfstoffentwicklung und -zulassung deutlich beschleunigt werden. Schließlich werden dabei Daten und Ergebnisse gewonnen, die unser Verständnis und Wissen zu MVA-basierten Impfstoffen vergrößern. Damit ist es dann möglich, eine Art Blaupause für die Generierung von anderen Impfstoffen zu konstruieren.

 

Aber warum gibt es für das Zikafieber noch keinen Impfstoff? Sind fünf Jahre Forschung nicht genug…?

Es gibt bereits eine Reihe von vielversprechenden Impfstoffkandidaten, die sich experimentell als sehr wirksam und gut verträglich erwiesen haben – allerdings bisher nur bei Tieren. Der nächste Schritt ist nun, dass diese Impfstoffkandidaten in klinischen Studien auf ihre Wirksamkeit, Verträglichkeit und vor allem Sicherheit getestet werden. Aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen dauert das aber viele Jahre. Zumal das Zika-Virus zu den Flaviviren gehört, also zur selben Gruppe wie das Dengue-Virus und das West-Nil-Virus, was die Sicherheitstestungen komplizierter macht und somit verlängert. Mit einem Impfstoff gegen das Zikafieber ist also nicht sobald zu rechnen.

 

Mittlerweile gibt es das Virus auch in Europa. Ist das Zika-Virus gekommen, um zu bleiben?

Das Virus wird vermutlich nie mehr verschwinden. Und dazu trägt vor allem auch der Klimawandel bei. Früher war es für die Ägyptische Tigermücke in Deutschland zu kalt. Mittlerweile ist sie hier weit verbreitet. Und durch die Weiterverbreitung der Vektoren, also der Überträger, kommt es auch in immer größeren Gebieten zur Durchseuchung der Mücken mit dem Erreger. Und dann eben auch bei der Bevölkerung. Dies könnte auch mit der Asiatische Tigermücke passieren, so dass nicht nur neue Krankheitserreger wie das Zika-Virus, das West-Nil-Virus und in ein paar Jahren auch parasitäre Malariaerreger hier temporär auftreten könnten, sondern die verschiedenen Mückenarten auch das Risiko für permanente Infektionsketten hierzulande erhöhen.

 

Das Zika-Virus ist aber seit Ende der 1940er Jahre bekannt. Warum ist es plötzlich so gefährlich geworden? 

Letztlich wissen wir es nicht. Es ist bis heute auch nicht sicher nachgewiesen worden, ob sich das Virus vor dem Ausbruch verändert hat und es dadurch gefährlicher geworden ist. Möglicherweise ist es so, dass es infolge einer bereits vorhandenen Immunität gegen das eng verwandte Dengue-Virus zu einer Kreuzreaktion des Immunsystems gekommen ist, die das Krankheitsbild erst ausgelöst hat.

Koordinationsbüro

c/o Institut für Virologie Charité - Universitätsmedizin Berlin
Campus Charité Mitte
Charitéplatz 1, 10117 Berlin