Bei einem großangelegten Monitoringprogramm entlang der Alpenkette wurde tortz anerkannter Tuberkulosefreiheit in Deutschland das Vorkommen von Mycobacterium caprae beim Rotwild über vier Jagdperioden bestätigt. Eine gegenseitige Übertragung zwischen Wild- und Haustieren gilt aufgrund der dortigen überwiegenden Nutzung gemeinsamer Habitate (Almen/Alpen) sowie aufgrund der gleichen DNA-Fingerprints und Gesamtgenomsequenzen aus Rind und Rotwild isolierten M. caprae-Stämmen als sehr wahrscheinlich. Die Befunde bei den Wildtieren sprechen in den meisten Fällen nicht für eine sogenannte "offene" Tuberkulose, da die Erreger in einzelnen Lymphknoten in abgekapselter Form zu finden waren. Die Gefahr der Übertragung auf den Menschen würde demnach als eher gering eingestuft. Dennoch soll untersucht werden, über welche Ausscheidungs- und Übertragungswege Mykobakterien beim Rotwild vertreitet werden und ob möglicherweise ein Ansteckungsrisiko für Mensch und Tier besteht.
Mit diesem Pilotprojekt soll diesen Fragen nachgegangen werden. Hierfür wird eine repräsentative Anzahl an Rotwild aus sogenannten "Hot Spot"-Gebieten untersucht. Als Probenmaterial werden dabei neben den am häufigsten betroffenen Organen (v.a. Lymphknoten) entsprechend relevante Se- und Exkrete der Tiere untersucht. Die hohe Tierzahl (>1000 Tiere) sowie die gezielte Beprobung endemischer Gebiete ermöglichen eine aussagekräftige und zuverlässige Generierung neuer, valider Daten aus Ausscheidungs- und Übertragungs-relevanten Proben. Durch die Startfinanzierung durch das BMEL werden Erkenntnisse über diese Zoonose gewonnen, aus denen sich im Sinne des One Health-Ansatzes ein Bedarf für weiterführende Projekte definieren kann.
Da Proben von Rotwild generell selten zu akquirieren sind, bietet das Projektteam an, Proben für andere Arbeitsgruppen und Fragestellungen mit zu sammeln. Hierzu wenden sich interessierte Wissenschaftler/innen bitte direkt an die Projektleitung.
Projektkoordination: Dr. Karin Schwaiger (LMU München, Tierärztliche Fakultät)
Förderdauer: 26 Monate
Projektstart: 15.10.2014
Förderer: BMEL