Sylvatische Zoonosen wie die Hantavirus-Infektion, Frühsommermeningoencephalitis (FSME), Borreliose oder Tularämie haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Faktoren, welche eine Neubewertung der infektionsepidemiologischen Situation begründen, sind vielfältig. Veränderte Umwelt- und Lebensbedingungen können das Auftreten dieser Krankheitserreger in erheblichem Umfang beeinflussen. Das Auftreten der zoonotischen Infektionen ist dabei vom Vorkommen des Erregers in den Reservoirwirten und Vektoren abhängig und eng an die jeweiligen Populationsgrößen geknüpft.
Im Rahmen des Querschnittprojektes konnte in einer intensiven Kooperation zwischen Mediziner*innen in Meldebehörden, Naturwissenschaftler*innen, Informatiker*innen und Modellierer*innen ermöglichte den Aufbau eines Vorhersagemodells für Hantavirusinfektionen in den verschiedenen Landkreisen Baden-Württembergs, das ab Herbst 2014 auf der Website des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg eingesetzt wird. Das Modell basiert u.a. auf Buchenmast-, Klima- und Geodaten sowie auf demografischen Daten und wurde anhand der Meldezahlen humaner Infektionen und der Infektionsrate in gefangenen Nagetieren retrospektiv evaluiert. Eine interaktive Karte, auf der neben den Prognosen für die einzelnen Landkreise auch einzelne Parameter, wie zum Beispiel Baumbestand, Buchenmast und das Vorkommen von verschiedenen Beerenarten über die Jahre dargestellt werden, ist unter www.hanta-vorhersage.de einsehbar. Es laufen noch letzte Anpassungen, um die Darstellung zu optimieren.
Das Modell wird auch in Zukunft weitert evaluiert, um zu analysieren, in wie fern Justierungen notwendig sind und ob die Gewichtung der Parameter zutreffend ist. Folgeprojekte sind geplant. Darüber hinaus soll das Modell in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe (des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD)) vorgestellt werden, um zu prüfen, unter welchen Umständen es auch für andere Bundesländern adaptiert werden kann. Die Adaptation hängt vor allem davon ab, ob es die notwendigen Daten zu den einzelnen Vorhersageparametern in den anderen Bundesländern in derselben Qualität und Quantität gibt, wie in Baden-Württemberg.
Das Querschnittprojekt ist ein gelungenes Beispiel für die Vernetzung von Forschung und ÖGD im Bereich der Zoonosenforschung.
Koordinatorin:
Dr. Christiane Wagner-Wiening (Landesgesundheitssamt Baden-Württemberg)
Projektpartner:
Dr. Rainer Ulrich (Friedrich-Loeffler-Institut, NaÜPa-Net)
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt BW (FVA-BW)
Netzwerk der Konsililarlaboratorien für Zoonosen des RKI
Epimos, GmbH (Prof. Dr. Eichner, Brockmann)
ExploSys, GmbH (Dr. Schwehm)
Stauss und Turni (Dr. Turni), Gutachterbüro
Projektlaufzeit: 01.02.2012 - 31.07.2014 (nach ausgabenneutraler Verlängerung)
Modellierung zur Verteilung von Hantavirusinfektionen im Jahr 2019 - Quelle: www.hanta-vorhersage.de