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Workshop "Bon Appétit One Health - Lebensmittel-bedingte Erkrankungen durch Zoonosen" 2017

Ausgerichtet von der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen Düsseldorf und der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen fand am 28. November 2017 in den Veranstaltungsräumen der Akademie in Düsseldorf der Workshop „Bon Appétit One Health - Lebensmittel-bedingte Erkrankungen durch Zoonosen“ statt. 

Campylobacter, E. coli und Listeria - jedes Pathogen stellt eigene Anforderungen an Wissenschaft und öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) 

Das Programm führte an ausgewählten Zoonosenerregern wie Campylobacter, Escherichia coli und Listerien entlang und stellte aktuelle Herausforderungen in Wissenschaft und Gesundheitswesen heraus. Zum Thema Campylobacter führte Prof. Dr. Thomas Alter (Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin) ein. Er erklärte, dass die Zahlen der Campylobacterinfektionen in den letzten Jahren, anders als bei Salmonellen, gestiegen seien und dass dies auch auf eine bessere Diagnostik sowie Veränderungen im Meldewesen zurückzuführen sei. Die Herausforderung effektiver Bekämpfung und Prävention bliebe ein hoch aktuelles Thema, auch für die Zukunft. 

Dr. Annelene Kossow vom Institut für Hygiene des Universiätsklinikums Münster berichtete über den aktuellen Wissensstand zu Escherichia coli - Bakterien als lebensmittel-bedingte Zoonosenerreger. Dabei fokussierte sie sich auf den jüngsten EHEC-Ausbruch in NRW, Niedersachsen, Berlin und Bremen, der von Dezember 2016 bis März 2017 stattfand und stellte die großen Chancen neuer Diagnostikverfahren wie dem Next Generation Sequencing (NGS) bei der Detektion und Bekämpfung solcher Ausbrüche heraus.

Im Anschluss an diesen Vortrag beschrieb Dr. Sven Halbedel vom Robert Koch-Institut das Bakterium Listeria und seine Vielseitigkeit. Hervorzuheben ist dabei, dass Listerien eine sehr hohe Tenazität besitzen und sich auch bei Temperaturen um 4 Grad Celsius und (mittel-) saurer Umgebung noch vermehren können. Im Wirt besitzen sie aufgrund ihrer Vorliebe für eine bestimmte Rezeptorkombination einen Tropismus für Leber, Plazenta und Gehirn, was in der Folge für die Schwere der Erkrankungen verantwortlich ist. Da die Behandlung von Listeriosen komplex ist, ging Dr. Halbedel auch auf die Therapiemöglichkeiten ein. Als Lösungsansatz präsentierte er einen Ansatz für ein verbessertes Listeriose-Management, das sich aus zwei Bausteinen zusammensetzt: 1. der molekularen Surveillance zur Ausbruchsaufklärung und 2. der Untersuchung genetischer Faktoren von Listerien für die b-Lactam-Toleranz, um neue Ansatzpunkte für wirksamere Antibiotika zu finden.

Herausforderungen im öffentlichen Gesundheitsdienst sind vielseitig 

Nach der Mittagspause stellte Herr Dr. Bornhofen vom Gesundheitsamt Offenbach die aktuellen Herausforderungen im Alltag eines Gesundheitsamtes vor. Er erklärte die Komplexität der Meldevorgänge und des Ausbruchsmanagements, das Gesundheitsämter neben zahlreichen anderen Aufgaben täglich mit immer weniger Personal leisten müssen. Hierbei sei eine besondere Herausforderung, seltene Ereignisse eindeutig zu erkennen und alle möglichen Probleme schnell und zuverlässig zu umschiffen. Hierbei spielten zahlreiche Faktoren, wie der Zeitverzug, bis Patienten zum Arzt gehen, die Dauer von Laboruntersuchungen, Meldeprozesse, fehlenden Rückstellproben etc., eine Rolle, bis ein Ausbruch als solcher erkannt und im Anschluss erfolgreich bekämpft werden kann. Als Fazit sagt er, dass Gesundheitsämter bei der Bekämpfung lebensmittelbedingter Erkrankungen mittelbar mitwirken könnten. 

Frau Dr. Friebertshäuser von den Gesundheitsdiensten Hochtaunuskreis repräsentierte als Leiterin eines Amtes, das das Veterinär- und das Gesundheitsamt in einem Haus zusammenfasst, beide Aspekte des Gesundheitsdienstes. Anhand anschaulicher Beispiele aus dem Veterinär- und Lebensmittelbereich unterstrich sie, wie wichtig die Zusammenarbeit aller drei Bereiche – Veterinär-, Gesundheits-, Lebensmittelbereich – ist und welche Vorteile die Weitergabe von Informationen untereinander und die Kenntnis der Arbeitsabläufe der jeweils anderen Behördenbereiche seien. Gleichzeitig machte sie deutlich, wie wichtig die Kenntnis von rechtlichen Belangen ist und welchen hohen Stellenwert Formalia auch im Lebensmittelbereich haben. Am Beispiel der geänderten Gaststättenverordnung in Hessen erläuterte sie, welche Auswirkungen offizielle Vorgaben oder deren Änderungen auf den Alltag und die Infektionswahrscheinlichkeit der Bevölkerung haben können. 

One Health bedeutet auch Zusammenarbeit 

Den Abschluss der Vorträge bildete mit dem „Brückenschlag One Health“ Prof. Dr. Wieler, Präsident des Robert Koch-Institutes (RKI). Er betonte den großen Mehrwert der Zusammenarbeit mehrerer Bundesministerien unter dem Schlagwort Zoonosen seit 2006 – mit der sichtbaren Erfolgsstory der Zoonosenplattform als einem Output dieser Zusammenarbeit. Zudem stellte Herr Wieler den RKI-Strategieplan 2025 vor, in dem das Thema „One Health“ eines von sechs relevanten Themen ist. Als Beispiel für einen echten One Health-Ansatz der vergangenen Jahre wurde die Reduktion der Salmonellen-Infektionen in Deutschland in den Vordergrund gestellt. Dieser Erfolg konnte vor allem durch die Impfung von Hühnern erreicht werden. Interdisziplinäres Arbeiten ist auch aus Sicht des RKI ein wesentliches Element, um Zoonosen zukünftig weiterhin erfolgreich bekämpfen zu können. 

Referent*innen
Die Referenten der Veranstaltung: Prof. Dr. Thomas Alter, Dr. Ute Teichert, Prof. Dr. Lothar Wieler, Dr. Britt Friebertshäuser, Dr. Bernhard Bornhofen, Prof. Dr. Stephan Ludwig, Dr. Sven Halbedel, Dr. Peter Tinnemann (v.l.) 

Zwischen den einzelnen Vorträgen und in der Abschlussdiskussion wurde viel diskutiert. Es ging neben fachlichen Fragen z.B. auch um die große Bedeutung frühzeitiger und vollständiger Infektionsmeldungen von Ärzten und Ämtern, um die hohe Zahl nicht detektierter Infektionsfälle aufgrund versäumter Diagnostik und um die Frage, wie die Diagnostik so beschleunigt werden kann, dass gefährliche Lebensmittel tatsächlich rechtzeitig aus den Verkaufsregalen verschwinden können? 

Es wurde herausgestellt, dass bei Lebensmittel-übertragenen Zoonosen vor allem die enge Kooperation zwischen Gesundheitsamt, Veterinäramt und Lebensmittelüberwachung essentiell ist und dass das beschriebene Veranstaltungsformat kontinuierlich und unter Einbeziehung engerer Kooperationen mit der Humanmedizin fortgesetzt werden sollte. 


Programm zur Veranstaltung


 

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